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Klimaschutz: Mit oder ohne Kernenergie?
Aus Forum vom 22.06.2023. Bild: IMAGO / Andreas Haas
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Energiepolitik Klimaschutz: mit oder ohne Kernenergie?

Mit dem Ja zum Klimaschutzgesetz sollen die Treibhausgasemissionen in der Schweiz bis 2050 auf netto null gesenkt werden. Für den Ersatz von fossilen Energieträgern benötigt die Schweiz in Zukunft viel Strom. Doch woher soll dieser genommen werden? Bürgerliche rufen nach neuen AKW.

Ab 2050 darf die Schweiz nicht mehr CO₂ in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden kann (netto null). Dies gelingt nur, wenn weniger Erdöl und Gas verbrannt wird.

Der Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen benötigt aber mehr Strom. Ebenso das Aufladen von den immer zahlreicheren E-Autos. Der höhere Strombedarf soll durch den Zubau von erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Situation Kernenergie Schweiz

Die Kernenergie hat im Moment noch eine grosse Bedeutung. Gemäss Bundesamt für Energie stammt 36.4 Prozent der inländischen Stromproduktion aus der Kernkraft (Produktionsmix 2022).

2017 hat die Schweizer Bevölkerung an der Urne «Ja» gesagt zum Atomausstieg ohne konkretes Datum. Neue Atomkraftwerke dürfen nicht mehr gebaut werden. Bestehende Atomkraftwerke können so lange weiterbetrieben werden, wie sie als sicher eingestuft werden.

Das Bundesamt für Energie (BFE) geht von Laufzeiten von 50 bis 60 Jahren aus. Das würde bedeuten, dass Beznau 1+2, Gösgen und Leibstadt zwischen 2029 und 2044 vom Netz genommen werden. Ab 2045 müsste die Schweiz folglich ohne Kernenergie auskommen.

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Nach Ja zum Klimaschutz-Gesetz: Streit um Ausbau der erneuerbaren Energien
Aus Tagesschau vom 19.06.2023.
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Forderung nach neuen AKW

Mit dem Wegfall der einheimischen Kernkraft, würde sich die Stromknappheit verschärfen, heisst es von SVP und FDP. Erneuerbare Energien könnten das Defizit nicht allein ausgleichen. Die Schweiz wäre vor allem im Winter vermehrt auf Stromimporte angewiesen.

Jetzt fordern Bürgerliche, dass die Laufzeit der bestehenden Atomkraftwerke verlängert und das AKW-Verbot gekippt werden soll. Dies will auch eine Volksinitiative, die in einigen Jahren zur Abstimmung kommen könnte. Nur so könne das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreicht werden.

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Nach Klimaschutz-Gesetz-Ja: Debatte um Atomkraftwerke in der Schweiz
Aus 10 vor 10 vom 19.06.2023.
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Stromkonzerne winken ab

Grüne, SP und die Mitte halten nichts von neuen AKW. Wenn man die erneuerbaren Energien wie vorgesehen ausbaue, sei der Bedarf von Strom-Importen im Winter auch in Zukunft nicht grösser als heute. Zudem ist das Problem der Entsorgung bzw. Endlagerung radioaktiver Abfälle noch nicht gelöst.

Und auch wenn Politik und das Volk neue AKW erlauben sollten, die Stromkonzerne Alpiq und Axpo winken ab. Sie halten das finanzielle Risiko für die sehr teuren Anlagen als zu hoch.

Trotzdem wird der Ruf nach Atomstrom wieder lauter und mit dem Nutzen für den Klimaschutz begründet. Ist Klimaschutz ohne Atomstrom möglich? Oder nur mit Atomstrom?

Gäste im Forum:

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Legende: SRF
  • Fabian Lüscher, Leiter Fachbereich Atomenergie, Schweizerische Energiestiftung
  • Jan Stocker, SVP Kantonsrat SZ, im Vorstand des Energie Club Schweiz
  • Christian von Burg, SRF Wissenschaftsredaktion

SRF1, 20.06.2023, 17:20 Uhr

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